Warum HeartMaths emWave2 bei Long Covid und dem chronischen Fatigue Syndrom (CFS) so hilfreich sein kann
Meine Erfahrung mit der chronischen Fatigue. Ein Gastbeitrag.
Zwei Jahre.
So lange lag ich fast nur im Bett.
Unnormal erschöpft, ein tägliches Grippegefühl und die ständige Frage, ob es je wieder besser wird. Durch Long Covid bzw. Post Covid ist dieses chronische Fatigue Syndrom CFS schon bekannter geworden: Jemand infiziert sich z.B. mit einem Virus, fühlt sich krank und erschöpft, doch erholt sich einfach nicht.
Leidet jemand noch vier Wochen nach der Corona-Infektion unter Symptomen, spricht man von Long Covid. Halten manche Symptome mehr als drei Monate an, spricht man von Post Covid. Dabei können die Symptome unterschiedlich sein. Wenn es sich hauptsächlich um eine starke Fatigue und Erschöpfbarkeit handelt, die länger als sechs Monate anhält, spricht man vom chronischen Fatigue Syndrom CFS.
Dieses CFS wurde bei mir vor über zwei Jahren diagnostiziert. Seitdem suche ich nach Antworten. Dabei bin ich auf die Herzratenvariabilität gestoßen und habe gelernt, welche zentrale Rolle die Unregelmäßigkeit der Abstände zwischen den Herzschlägen bei Long Covid, CFS und anderen Fatigue Erkrankungen spielt.
Eine Fehlregulierung bei Long COVID und CFS
Prof. Dr. Michael Stark forscht seit vielen Jahren nach den Ursachen von CFS und mittlerweile auch Long Covid. Warum erholen sich die meisten Patienten von einem Infekt, doch andere entwickeln Long- bzw. Post Covid und sogar das chronische Fatigue Syndrom?
Eine Auswertung von 54 Studien ergab, dass ca. 1 Prozent aller COVID-Infizierten auch nach einem Jahr noch unter mindestens einem Symptom litten. Laut Jördis Frommhold vom Institut Long Covid sind in Deutschland 500 000 bis eine Millionen Menschen von Long Covid betroffen. Konservative Schätzungen von Prof. Scheibenbogen aus der Charité in Berlin gehen davon aus, dass 10-20% aller Long Covid Betroffenen das chronische Fatigue Syndrom entwickeln.
Warum genesen diese Patienten nicht, sondern entwickeln eine chronische Fatigue?
Trotz unterschiedlicher Erklärungsmodelle scheint es einen gemeinsamen Nenner in allen Forschungsergebnissen zu geben: Und zwar eine Fehlregulierung des autonomen Nervensystems, kurz ANS genannt.
Bei einem gesunden Menschen befindet sich der Organismus immer wieder mal im Parasympathikus-Modus, also im Erholungsmodus. Und das ist wichtig, denn nur in diesem Zustand kann ein Körper gesund werden. Doch bei Menschen mit CFS hängt das System chronisch im Sympathikus fest – also im Stressmodus. Egal, ob beim Arbeiten, Streiten oder Schlafen.
Wie eine Türklingel die ganze Zeit schellt, weil Kinder den Klingelknopf mit Kaugummi festgeklebt haben, so scheint auch bei CFS das innere Alarmsystem die ganze Zeit Lärm zu machen. Der Alarm ist zwar nicht hörbar, aber spürbar: Der Körper schüttet zum Beispiel chronisch zu viel Cortisol aus, das metabolische System beschleunigt sich und die Muskeln hängen in einer Daueranspannung fest.
Egal, wie stark die Betroffen sich auskurieren oder wie lange sie schlafen – sie sind ständig unnatürlich erschöpft. Schon kleinste Anstrengungen können die Beschwerden verschlimmern. Gleichzeitig ist das Immunsystem überaktiv. Tired but wired, heißt es im Englischen. Müde, aber gleichzeitig aufgekratzt.
Durch diese chronische Über-Stimulation des Sympathikus kommt es zu allen möglichen gesundheitlichen Problemen. Der oxidative Stress steigt an, der Organismus ist anfälliger für Infekte, und alle möglichen Störungen können sich im Körper festsetzen.
Einer der Verursacher für diesen Teufelskreis ist das autonome Nervensystem und eine ungesunde Herzratenvariabilität (HRV). Aber was genau ist die HRV?
Die Funktion der HRV einfach erklärt
Nehmen wir zur Illustration das Fahrradfahren.
Um sich sicher durch den dichten Stadtverkehr zu schlängeln, muss das Fahrrad ständig gelenkt werden. Der Lenker geht mal nach rechts, mal nach links. Und zwar angepasst an die Situation – flexibel und völlig unregelmäßig. Würde man das Lenkrad wie bei einem Tempomat fest einstellen, sodass es schön regelmäßig nach rechts und links lenkt, käme es sehr bald zu einem Unfall.
Ähnlich können wir uns das Herz vorstellen. Es reguliert viele Körpersysteme und steuert organische Vorgänge bis hin in die Zellebene und Mitochondrien. Dabei schlägt das Herz in jeder Sekunde entsprechend der organischen Situation. Die Abstände zwischen den Schlägen variieren genauso unregelmäßig, wie es für unseren hochkomplexen dynamischen Organismus notwendig ist.
Das bedeutet: Die Unregelmäßigkeit zwischen den Herzschlägen ist ein Zeichen für eine gesunde Regulation. Viel schlimmer wäre es, wenn die Abstände zwischen den Herzschlägen immer
gleich wären – denn das könnte einen baldigen Tod bedeuten.
Und nun kommen die Forschungen ins Spiel.
Die Rolle der HRV bei Post COVID und CFS
Prof. Dr. Stark erklärte mir in unserem Podcast-Interview, dass in seinem Institut die Herzratenvariabilitätsmessung (HRV-Messung) genutzt wird, um den Schweregrad von CFS festzustellen. Denn anhand der HRV kann deutlich gesehen werden, wie ausbalanciert der Sympathikus und der Parasympathikus sind. Die Messungen in seinen Studien zeigten deutlich, dass die Regulationsfähigkeit des autonomen Nervensystems bei CFS stark eingeschränkt ist.
In einer Fallstudie nutzten sie einen stressmedizinischen Belastungstest, um die Funktionen des Herzens, der Gefäße und der Muskeln zu messen. Die Probanden wurden dafür 20 Minuten lang liegend in Ruhe gemessen.
Bei allen Probanden mit chronischer Fatigue wurde eine durchgehend erhöhte sympathikotone Frequenz gemessen. Bei den gesunden Kontrollpersonen zeigte die Messung dagegen die normale niedrige Sympathikus-Aktivierung und eine deutliche Aktivierung des Parasympathikus. Der Körper regulierte sich also hervorragend. Das metaphorische Fahrrad wird sozusagen sicher durch den Verkehr gesteuert.
Die große Frage lautet also:
Lässt sich das autonome Nervensystem wieder neu regulieren?
Verschiedene Studien und CFS Genesene berichten, dass dies möglich ist. Durch regelmäßiges Üben und Stimulieren des Parasympathikus konnten Patienten ihre Herzratenvariabilität neu trainieren und das System wieder in die Balance bringen. Unter anderem schreiben darüber ME Action, Dan Neuffer und Ashok Gupta. Diese und weitere Fachleute sehen die Regulierung des autonomen Nervensystems als einen der wichtigsten Therapie-Bausteine bei Long Covid und chronischer Fatigue.
Kein Wunder, dass ich in meinen Recherchen auf das HeartMath Institut gestoßen bin. Denn hier geht es nach meinem Verständnis genau um diesen Schlüssel. Ein Schlüssel, der bei allen möglichen Krankheiten und eben auch bei CFS passt, um die Tür zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden zu öffnen.
Sechs Gründe, warum der emWave2 für mich bei CFS so hilfreich ist
Hilfe Nr. 1: Ich kann das Training vom Bett aus machen
Viele Erkrankte sind wie ich bettlägerig oder zumindest ans Haus gebunden. Es braucht also eine Therapie, die ohne großen Aufwand vom Bett oder Sofa aus gemacht werden kann.
Dafür ist der emWave2 für mich ideal geeignet. Ich kann ihn entweder nur mit dem Ohrclip und dem Handgerät nutzen und mich dabei an den Leuchtdioden am Gerät orientieren. Oder ich schließe das Gerät an meinen Laptop an und kann mithilfe von verschiedenen Software-Tools meine Übungen am Bildschirm beobachten.
Hilfe Nr. 2: Ich kann meine Körpersignale klar deuten
Alex Howard von der Optimum Health Clinic in England hat bereits viele Tausend Menschen mit chronischem Fatigue Syndrom begleitet. In seinem Buch „Decode your Fatigue“ beschreibt er fünf Persönlichkeitstypen, die besonders dazu neigen, CFS zu entwickeln.
Da gibt es z.B. den Helfertyp, den Perfektionisten und den Leistungstypen. Diesen Persönlichkeiten ist gemeinsam, dass jemand oder etwas im Außen wichtiger erscheint als die eigenen körperlichen Bedürfnisse. Diese Persönlichkeitstypen haben nie gelernt, auf die eigenen Körpersignale zu achten. Stattdessen sind sie auf ihre Ziele, auf die Perfektion oder auf die Bedürfnisse fokussiert, ja fast schon konditioniert.
Dieses Problem sehe ich leider auch bei mir.
Deshalb hilft mir der emWave2, meine eigenen Körpersignale besser zu lesen. Mithilfe des Biofeedback-Geräts kann ich anhand der Leuchtdioden oder der Bildschirmanzeige sofort erkennen, ob ich durch meine Übungen die HRV positiv beeinflusse oder nicht. Das Gerät fungiert also für mich wie eine Art Übersetzer, der mir die Körpersignale so deutlich übersetzt, dass ich sie verstehe.
Hilfe Nr. 3: Ich kann durch den emWave fokussierter bleiben
Meditationen, Stimulierungen des Parasympathikus und bestimmte HeartMath Übungen sind eine wunderbare Sache. Aber es gibt ein Problem. Sowohl mein Persönlichkeitstyp als auch diese ständige innere Anspannung hindern mich oft daran, länger in einer Meditation zu bleiben. Meine Gedanken driften schnell ab und ich merke oft viel zu spät, dass ich mental schon wieder völlig im Stressmodus hänge.
Durch den emWave2 werde ich schneller daran erinnert, wenn ich nicht mehr im grünen (also kohärenten) Modus bin. Die Leuchtdiode wechselt ins Blaue oder gar Rote. Am Bildschirm kann ich es noch deutlicher mitverfolgen. Dies hilft mir sehr, dass ich aus der Ablenkung wieder in die Kohärenz komme und konzentriert meine Übungen machen kann.
Hilfe Nr. 4: Ich kann besser abschätzen, wann und wie oft ich Pausen einlegen sollte
Bei Long Covid und CFS ist das sogenannte Pacing extrem wichtig. Das bedeutet, dass ich immer unter meiner Belastungsgrenze bleibe und meine Energie gut einteile. In der Praxis ist es jedoch schwerer getan als gesagt, weil diese Belastungsgrenze nicht so einfach zu ermitteln ist.
Der emWave2 ist für mich eine großartige Möglichkeit, um genau messen zu können, wie oft und stark ich mich im Stress-Modus oder im Erholungsmodus befinde.
Während ich diesen Text schreibe, ist der emWave2 angeschaltet und ich kann gleichzeitig mitverfolgen, wie oft ich beim Arbeiten im grünen oder roten Bereich bin. Dies gibt mir einen sehr konkreten Anhaltspunkt, wie lange ich an einer Sache arbeiten kann, bevor ich wieder eine Pause machen sollte.
Ich kann mir z.B. konkrete Messwerte festlegen: Sobald ich in der Kohärenzverteilung weniger als 50% im grünen Bereich abrutsche, ist eine HeartMath Übung oder eine Pause angesagt.
Hilfe Nr. 5: Ich kann aus dem Ganzen noch ein Spiel machen
Paradoxerweise fällt es gerade beim Fatigue-Syndrom so schwer, einfach mal nichts zu tun oder sich gar in einen positiven Zustand zu versetzen. Die leistungsorientierte Persönlichkeit in mir macht es auch nicht gerade leichter. Meditation ist also für meinen inneren Schweinehund oft eine unattraktive Angelegenheit. Deshalb hilft mir auch diesbezüglich der emWave2. Denn die Software beinhaltet neben dem typischen Sitzungs-Tool auch noch verschiedene Spiele, mit denen ich meine Übungen und meine Atemtechniken trainieren kann.
Dadurch kann ich aus dem Ganzen ein Spiel machen. Ich kann immer wieder gegen meine eigene Person antreten und mich verbessern. Aber dieses Mal eben nicht, indem ich noch schneller und aktiver bin, sondern indem ich mein System immer besser in den grünen kohärenten Bereich trainiere.
Hilfe Nr. 6: Ich lerne, wie ich mich in einen emotional positiven Zustand versetze
Übrigens sehe ich einen Unterschied zwischen der HeartMath Methode und vielen anderen Entspannungsübungen oder Meditationen. Ja, auch bei HeartMath Übungen gehören eine regelmäßige langsame Atmung und ein entspannter Zustand dazu, keine Frage.
Die Hauptsache bei der HeartMath Methode ist jedoch nach meinem Verständnis, dass ich mich in einen emotional positiven Zustand versetze. Zum Beispiel in einen Zustand der Dankbarkeit, der Liebe oder der Sicherheit. Es ist gerade dieser emotionale Zustand, der eine enorme Auswirkung auf das autonome Nervensystem und das Herz hat.
Das wahre Herzstück
Für mich ist dieses Einüben und Erleben emotionaler positiver Zustände das Herzstück des Ganzen. Und zwar nicht nur, was die HeartMath Methode oder meine Fatigue Therapie betrifft. Nein, es ist sogar das Herzstück meines Lebens.
Denn während meiner jahrelangen Erkrankung habe ich mich oft gefragt, was mir im Leben wirklich wichtig ist. Ist Gesundheit tatsächlich die Hauptsache, wie so oft gesagt wird? So sehr ich mir auch die komplette Gesundheit wünsche: Noch mehr wünsche ich mir die Fähigkeit, in jeder Phase meines Lebens einen emotionalen Zustand des Friedens, der Dankbarkeit und der Sicherheit zu spüren. Unabhängig von Umständen. Unabhängig von meinem aktuellen Gesundheitszustand.
Deshalb ist der emWave2 für mich ein hilfreicher Begleiter. Er unterstützt mich dabei, diese Zustände erreichen zu können. Dadurch wird nicht nur meine Genesung gefördert, sondern es geht mir emotional bereits besser, während ich noch krank im Bett liege.
Deshalb werde ich auch weiterhin vor allem das wirklich Wichtige beschützen:
Mein Herz.
Zum Gastautor:
Johannes Schulte ist am chronischen Fatigue Syndrom CFS erkrankt und ist Gründer der Plattform Fasynation. Dort schreiben er und andere Betroffene über CFS, Long Covid und andere Fatigue Erkrankungen. Im dazugehörenden Podcast Faszination Fatigue spricht Johannes mit Experten und anderen Betroffenen, um Hilfe und Hoffnung an Betroffene zu verbreiten.