Herzratenvariabilität (HRV) als Marker für Stress im OP

Chirurgen stehen unter enormem Druck, besonders bei anspruchsvollen Eingriffen wie Gefäßoperationen, bei denen jede Entscheidung lebenswichtig ist. Dabei wird nicht nur ihre technische Fertigkeit gefordert – der Umgang mit Stress kann über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Stress beeinflusst nicht nur das persönliche Wohlbefinden der Ärzte, sondern hat direkte Auswirkungen auf ihre Leistung und somit auf die Sicherheit der Patienten. Doch wie lässt sich Stress in solch kritischen Situationen messen? Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass Herzratenvariabilität (HRV) eine wichtige Rolle dabei spielen könnte, den Stress von Chirurgen objektiv zu erfassen und damit präventiv gegenzusteuern.

Was ist Herzratenvariabilität (HRV)?

Die Herzratenvariabilität ist die Schwankung der Zeitintervalle zwischen den Herzschlägen und ein Maß dafür, wie gut unser autonomes Nervensystem – insbesondere das Zusammenspiel von sympathischem und parasympathischem Nervensystem – auf äußere und innere Reize reagiert. Eine hohe HRV zeigt, dass der Körper flexibel auf Stress reagiert und sich schnell erholen kann. Eine niedrige HRV hingegen deutet auf einen Zustand von Stress oder Überlastung hin.

Die HRV kann somit als „Fenster“ genutzt werden, um zu beobachten, wie unser Körper auf akuten Stress reagiert – und genau das wurde in der neuen Studie untersucht, die sich auf die Stressbelastung von Chirurgen während hochanspruchsvoller Gefäßoperationen fokussierte.

Die Studie im Detail

Die Studie mit dem Titel „Heart Rate Variability as a Dynamic Marker of Surgeons’ Stress during Vascular Surgery“ untersuchte, inwieweit die HRV als objektiver Marker für intraoperativen Stress genutzt werden kann. Hierzu wurden die HRV-Werte von 11 erfahrenen Gefäßchirurgen während dreier unterschiedlicher Operationstypen gemessen: Karotisendarteriektomie (CEA), offene Aortenaneurysma-Reparatur (AAA) und Bypass-Operation an den unteren Extremitäten.

Während dieser Eingriffe wurden die HRV-Daten der Chirurgen kontinuierlich überwacht, wobei besonders kritische Punkte im Ablauf der Operation, wie das Klemmen der Hauptschlagader oder das Einsetzen eines Shunts, als besonders stressauslösend identifiziert wurden. Die Studie nutzte dabei zwei zentrale HRV-Messgrößen:

  1. Das Verhältnis von niedrigen zu hohen Frequenzen (LF/HF) – Ein erhöhter LF/HF-Wert weist auf eine verstärkte Aktivität des sympathischen Nervensystems hin, was auf erhöhten Stress schließen lässt.
  2. Die Standardabweichung der normalen R-R-Intervalle (SDNN) – Eine niedrige SDNN deutet auf eine verminderte Variabilität und somit auf erhöhte Belastung hin.

Die Forscher fanden heraus, dass bei schwierigen Schritten wie dem Einsetzen eines Shunts während der Karotisendarteriektomie die HRV signifikant sank und der LF/HF-Wert stark anstieg – klare Indikatoren für erhöhten Stress. Diese physiologischen Veränderungen traten genau in den Momenten auf, die von den Chirurgen auch subjektiv als besonders stressig beschrieben wurden. Die Forscher stellten dabei fest, dass sich diese Muster bei allen Chirurgen während gleicher Operationsschritte wiederholten, unabhängig von ihrem individuellen Erfahrungsgrad.

Die Verbindung zwischen Stress und Leistung

Ein moderates Stressniveau kann die Leistung sogar steigern, indem es die Aufmerksamkeit und Wachsamkeit erhöht. Doch zu viel Stress kann zu einer Überlastung führen, bei der die kognitive Leistung rapide abnimmt. Dies ist besonders kritisch in der Chirurgie, wo jede Entscheidung präzise und zeitnah getroffen werden muss. Die Studie zeigte, dass die HRV als Werkzeug zur Überwachung von Stress in Echtzeit genutzt werden könnte, um gefährliche Spitzenwerte zu erkennen und so rechtzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Dies könnte zum Beispiel durch kurze Pausen oder Atemübungen geschehen, die den Stresslevel senken und die Konzentration wiederherstellen.

Stressmanagement im Operationssaal – Was können wir daraus lernen?

Während die Studie sich auf Chirurgen fokussierte, sind die Erkenntnisse universell anwendbar. Stress, der uns über einen längeren Zeitraum begleitet, kann nicht nur unsere Leistungsfähigkeit mindern, sondern auch zu langfristigen gesundheitlichen Problemen führen. Genau hier setzen Methoden wie HeartMath an. HeartMath ist eine Technik zur Regulierung von Stress, die sich auf die Steigerung der HRV konzentriert, um das Gleichgewicht zwischen dem sympathischen und dem parasympathischen Nervensystem zu fördern.

Durch einfache Atemübungen und Techniken zur Steigerung der Achtsamkeit hilft HeartMath dabei, den Herzrhythmus zu stabilisieren und den Körper in einen Zustand der Kohärenz zu bringen. Das bedeutet, dass der Körper effizienter arbeitet, weniger Energie durch Stress verliert und sich schneller von Belastungen erholt. Gerade in Berufen wie der Chirurgie, aber auch in unserem alltäglichen Leben, ist die Fähigkeit zur Stressbewältigung entscheidend für Erfolg und Gesundheit.

Fazit: HRV als Schlüssel zur Stressbewältigung

Die Studie zeigt, dass die Herzratenvariabilität ein wertvolles Instrument sein könnte, um Stress in Echtzeit zu messen und präventive Maßnahmen zu entwickeln – nicht nur im Operationssaal, sondern auch in anderen Bereichen, in denen Stress eine Rolle spielt. Methoden wie HeartMath bieten eine Möglichkeit, aktiv an der Steigerung der HRV zu arbeiten und somit nicht nur den Stress zu reduzieren, sondern auch die eigene Leistung zu verbessern.

Mit dem Wissen, wie unser Körper auf Stress reagiert, haben wir die Möglichkeit, proaktiv zu handeln und Stress besser zu managen. Indem wir auf unsere HRV achten und Techniken wie HeartMath in unseren Alltag integrieren, können wir gesünder, leistungsfähiger und ausgeglichener werden.

Zur Studie

Heart rate variability as a dynamic marker of surgeons’ stress during vascular surgery

 

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