Wirksamkeit von Herzkohärenz: Gute Nachrichten für chronisch Kranke
Dass Biofeedbacksysteme wirksam sind und wertvolle Aufschlüsse über körperliche Zustände vermitteln, ist vielen bekannt. Dazu gehört die Herzkohärenz: ein Zustand, in dem die Kommunikation zwischen Deinem Herz und Gehirn optimal aufeinander abgestimmt ist. In unserer heutigen Zeit ist diese zunehmend gestört. Wir leben unter Stress und Anspannung, ohne dass Du es merkst. Oder erst dann, wenn sich handfeste gesundheitliche Probleme eingestellt haben, die unbehandelt schnell zu chronischen Beschwerden führen können.
Das Trainieren der Herzkohärenz mit Biofeedback zeigt inzwischen vielversprechende Erfolge bei der Behandlung chronisch Kranker. Dem sind wir nachgegangen.
Was zeigen uns Biofeedbacksysteme?
Seit den späten 1990er Jahren haben die ersten Biofeedbackgeräte klinische Studien ermöglicht. In der Fachliteratur wird seitdem viel über die Wirksamkeit der Herzkohärenz bei Patienten mit verschiedensten chronischen Erkrankungen berichtet. Und die beobachteten positiven Auswirkungen eines entsprechenden Kohärenztrainings auf die Regulierung des Autonomen Nervensystems (ANS) sowie auf den emotionalen und psychischen Zustand eines Patienten.
Es lässt vermuten, dass diese möglichen regulatorischen Effekte der Herzkohärenz auf das ANS vielversprechend im Hinblick auf die Rehabilitation chronisch Kranker sind.
Wodurch wird das belegt?
Zu diesem Zweck wurden in einer umfangreichen Literaturrecherche insgesamt 29 Studien mit weit über 1.000 Patienten ausgewertet. Ziel war es, eine Übersicht zu erstellen über die vielfältigen Wirkungen der Herzkohärenz auf unterschiedlichste Krankheitsbilder. In den Studien ging es um Patienten,
- die an einer chronischen Erkrankung litten
- bei denen Effekte auf körperliche und/oder psychische Symptome gemessen wurden
- die als einzige Behandlungsmethode Herzkohärenztraining erhielten.
Die Probanden äußern sich fast ausnahmslos zufrieden mit der Intervention. Sie berichten von Stressabbau und positiven Emotionen während des Biofeedbacks und auch von anhaltenden Erfolgen nach der Behandlung.
Was genau geben die Studien her?
Die Auswertung dutzender Studien kommt zu folgendem Schluss: es gibt eine ganz beachtliche Bandbreite von beobachtbaren positiven Wirkungen in der Behandlung gängiger chronischer Krankheiten, die der Herzkohärenz zugeordnet werden können.
Schauen wir uns diese einmal an:
Bluthochdruck
Viele Menschen leiden an Bluthochdruck und nehmen Betablocker. Oft bis an ihr Lebensende, wegen mangelnder Alternativen. Herzkohärenz kann scheinbar Abhilfe schaffen und den Bluthochdruck wirksam senken. Und das bereits nach 8 Wochen täglicher Übung. Das belegt eine Längsschnittstudie mit betroffenen Patienten, die eine deutliche Verbesserung der kardiovaskulären Prognose über einen Zeitraum von einem Jahr zeigt.
Asthma
Mehrere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass sich Asthmasymptome und Lungenfunktion verbessern sowie Entzündungen der Atemwege zurückgehen. Die Herzkohärenz hat sich bei der Reduzierung des Medikamentenverbrauchs und der Atemwegsentzündung als effektiver erwiesen als andere nicht-medikamentöse Interventionen wie z.B. Elektroenzephalogramm (EEG)-Biofeedback.
Depression und Angst
Studien mit Depressiven zeigen signifikant positive Effekte im Rahmen durch die Herzkohärenz-Intervention; in ähnlicher Weise zeigen Untersuchungen, die Stress und Angst bewerteten, ebenfalls deutlich positive Effekte nach Anwendung der Intervention.
Insgesamt können nachweislich folgenden Zustände bei Patienten mit unterschiedlichen klinischen Profilen signifikant gemildert:
- Depressionen
- chronischer Stress
- psychiatrische Störungen
- Adipositas
Die Verringerung der Angst- und Depressionszuständen kann über einen Zeitraum von einigen Wochen bis zu hin zu einem Jahr nach der Herzkohärenz-Intervention nachwirken.
Schlafstörungen
Die Einnahme von schlaffördernden Medikamenten gehört für viele Menschen zum Alltag. Nun zeigen aber Ergebnisse einiger der Studien, die sich mit der Bewertung von Schlafstörungen befassen, dass sich das Training der Herzkohärenzbei Patienten mit Depressionen, posttraumatischer Belastungsstörung (PTSD) und Angststörungen positiv und nachhaltig auf ihre Schlafqualität auswirkt.
Posttraumatischer Stress
Auch bei Patienten mit spezifischen posttraumatische Stresssymptomen zeigen sich erstaunliche Fortschritte. Nach lediglich 4 bis 8 Wochen Herzkohärenz-Training lassen die Symptome nach. Nachbeoachtungen legen nahe, dass auch hier Langzeiteffekte erzielt werden im Hinblick auf Schlafqualität und Abnahme desdepressiven Verhaltens.
Kognitive Fähigkeiten
Bei der Behandlung von kognitiven Störungen zeigen sich häufig signifikante Verbesserungen durch die Herzkohärenz. So führt sie z.B. zur Steigerung
- der Aufmerksamkeitsfähigkeit bei Patienten mit chronischem Stresssyndrom
- der Aufmerksamkeitsfähigkeit bei Patienten mit psychiatrischen Symptomen
- der Gedächtnisleistung bei Patienten mit posttraumatischem Stress
Auch bei jenen mit akutem ischämischem Schlaganfall lassen sich signifikante Verbesserungen der kognitiven Fähigkeiten erkennen.
Schmerz
Bei der Behandlung von Patienten, die an Fibromyalgie, Reizdarmsyndrom oder stressbedingten chronischen Schmerzen leiden, kann Herzkohärenz-Training zu einer Reduktion der Beschwerden führen. Die erzielten Erfolge können teilweise bis zu mehreren Monaten nach Ende der Intervention anhalten.
Lebensqualität
Die Linderung von Schmerzen und spezifischen posttraumatischen Stresssymptomen beeinflusst die Lebensqualität.
Lebensqualität ermöglicht Patienten einen aktiverer Lebensstil mit mehr sozialen und körperlichen Aktivitäten
Bei Patienten, die z.B. an Fibromyalgie leiden, nehmen depressive Symptome nach der Intervention zusehends ab. Bereits nach einigen Monaten berichten Patienten über mehr Lebensfreude und weniger Schmerzen. Auch bei Patienten mit Herzinsuffizienz zeigt sich eine bemerkbare Zunahme in der Bewegungstoleranz, wenn auch bisher keine nennenswerte Verbesserung der Lebensqualität.
Was folgern die Wissenschaftler aus diesen Erkenntnissen für die Praxis?
Beim Herzkohärenz-Training gehe es um einen Dosis-Wirkungs-Effekt zwischen Übung und Symptomreduktion. Das heißt: häufiges und regelmäßiges Üben erzielt den gewünschten Effekt. Optimalerweise umfasst die Praxis mindestens eine beaufsichtigte Sitzung bei einem Therapeuten/Arzt sowie das regelmäßige Üben von ca. 10 Minuten pro Tag über einen Zeitraum von 4 Wochen oder länger.
Die beaufsichtigte Sitzung stelle sicher, dass die Biofeedback-Übungen korrekt durchgeführt werden, während das Üben zu Hause dazu diene, die Wirkung zu verstärken.
Natürlich müsse die Intervention individuell auf den Patienten und sein Krankheitsprofil angepasst werden. Unter Umständen. seien mehrere beaufsichtigte Sitzungen nötig und über einen längeren Zeitraum hinweg. Das klassische Herzkohärenztraining arbeitet mit einer Atemfrequenz von etwa 6 Zyklen/min, obwohl erkennbar sei, dass eine weniger stark regulierte Frequenz das Erreichen des Zustandes der Herzkohärenz erleichtern kann.
Zu guter Letzt
Die Einstufung „chronisch“ führt häufig dazu, dass Patienten diesen Status als gegeben hinnehmen. Doch wer diese Übersicht sorgfältig liest und auch weiterführende Informationen zu dem Thema, dem wird eines klar: die Herzkohärenz ist für die Behandlung von Patienten mit chronischen Erkrankungen machbar und eine vielversprechende Alternative zu herkömmlichen Behandlungsmethoden.
Denn, so die Fachexperten der gesichteten Studien, Herzkohärenz kann das Gleichgewicht des ANS und die emotionale Selbstregulation von Menschen wieder herstellen.
Angesichts dieser wunderbaren Aussicht, gibt es keinen triftigen Grund mehr, die eigene Kohärenz oder die anderer länger links liegen zu lassen. Deshalb sollten insbesondere Ärzte, Heilpraktiker und andere Therapeuten ihr Leistungsspektrum um diese Methode ergänzen. Wir machen Sie dafür fit. Mit unserem HeartMath Therapieprogramm. Hier erfahren Sie mehr dazu.
Quelle (FRA)
Weitere Veröffentlichung der Autorin zum selben Thema (ENG)
Fournié, Claire & Chouchou, Florian & Dalleau, Georges & Caderby, Teddy & Cabrera, Quentin & Verkindt, Chantal. (2021). Heart rate variability biofeedback in chronic disease management: A systematic review. Complementary Therapies in Medicine. 60. 102750. 10.1016/j.ctim.2021.102750. Background
Abstract
Method
A systematic search was performed according to eligibility criteria including adult chronic patients, HRVB as main treatment with or without control conditions, and psychophysiological outcomes as dependent variables.
Results
In total, 29 articles were included. Reported results showed the feasibility of HRVB in chronic patients without adverse effects. Significant positive effects were found in various patient profiles on hypertension and cardiovascular prognosis, inflammatory state, asthma disorders, depression and anxiety, sleep disturbances, cognitive performance and pain, which could be associated with improved quality of life. Improvements in clinical outcomes co-occurred with improvements in heart rate variability, suggesting possible regulatory effect of HRVB on autonomic function.
Conclusions
HRVB could be effective in managing patients with chronic diseases. Further investigations are required to confirm these results and recommend the most effective method.